Historisches Seminar
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Der Mythos der Drei Kulturen und spanische Identitätsentwürfe nach 1975 (Arbeitstitel)

Dissertationsprojekt von Britta Voß

Betreuer:  Prof. Dr. Martin Baumeister

 

Als bestimmende Lesart spanischer Geschichte erweist sich bis weit ins 20. Jahrhundert die Annahme einer unerschütterlich christlichen Identität, die auch vom muslimischen Herrschaftsgebiet von al-Andalus (711 - 1492) nahezu unbeeindruckt blieb. Diese nationalkatholische Meistererzählung ist spätestens seit dem Tod Francos durch die Erfordernisse eines pluralistisch-säkularen Gesellschaftsentwurfes einer fundamentalen Revision ausgesetzt. Im Fokus der Arbeit steht daher die Frage nach der Repräsentation, den Erinnerungstopoi der Geschichte von al-Andalus und ihrer identitätsstiftenden Potentiale im postfranquistischen Spanien. These ist, dass die Bewertung des muslimischen „Anteils“ an einer spanisch verstandenen Identität entscheidend an die Herausforderungen der neuerlichen muslimischen Präsenz in Spanien gekoppelt ist. Im Blickpunkt der Dissertation stehen die aktualisierten Interpretationen al-Andalus im kulturellen Gedächtnis Spaniens, deren Reproduzenten, Medien und Tradierungen, beispielhaft: lokale „moros y cristianos“-Straßenumzüge, museale und touristische Konzeptionalisierungen, populärkulturelle Bildtraditionen des „moros“ aber auch tagespolitische Berichterstattung. Damit soll sichtbar gemacht werden, inwieweit die historische Konvivenz heute noch Einfluss auf nationale Identitätspolitik und –rhetorik nimmt, insbesondere unter dem Vorzeichen einer steigenden Migration.