Historisches Seminar
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Münchens Finanzpolitik im Nationalsozialismus

Dissertationsprojekt von Paul-Moritz Rabe - Dissertation abgeschlossen!

Betreuer: Prof. Dr. Hans Günter Hockerts

 

Die neuere Forschung hat zuletzt verstärkt die Bedeutung der Kommunen innerhalb des NS-Herrschaftssystems herausgearbeitet. Im Rahmen dieser Neubewertung spielte der Aspekt der Finanzen bislang allerdings kaum eine Rolle – und das obwohl finanzgeschichtliche Themen in der Geschichtswissenschaft derzeit einen „Boom“ erleben. Diese Lücke möchte die Dissertation füllen. Sie verfolgt vier Leitfragen:

1) Erstens möchte die Arbeit nach den Handlungsspielräumen kommunaler Finanzpolitik fragen. Zum einen lassen sich die finanziellen Spielräume untersuchen. Zum anderen rücken die politischen Spielräume in den Blick, etwa dann wenn die kommunalen Einflussmöglichkeiten im Hinblick auf finanzpolitische Gesetzgebung oder Bestimmungen im Spannungsfeld von staatlichen Instanzen und Machtansprüchen der Partei untersucht werden.

2) Zweitens möchte die Dissertation am Beispiel Münchens fragen, welche Rolle die Kommunen bei der Mobilisierung finanzieller Ressourcen für NS-Staat und Reich spielte. Der Ressourcenkonflikt zwischen Finanzmitteln zur Kriegsmobilisierung und Ausgaben für die zivilen Kernaufgaben soll dort in den Blick genommen werden, wo sich Staat und Bürger am nächsten sind: in den Kommunen.

3) Bei einer kommunalgeschichtlichen Untersuchung stellt sich immer die Frage nach Repräsentativität. Da es für den Bereich der kommunalen Finanzpolitik im Nationalsozialismus kaum Referenzstudien gibt, muss es Aufgabe dieser Arbeit sein, den allgemeinen Rahmen kommunaler Finanzpolitik abzustecken. Gleichzeitig möchte die Studie aber auch die vermeintlich besondere Rolle Münchens in den Blick nehmen: Genoss die Stadt als "Hauptstadt der Bewegung", als Wohnsitz Hitlers und als Standort der NSDAP-Parteizentrale finanzielle Vorteile innerhalb der Städtehierarchie des Nationalsozialismus?

4) Viertens möchte die Studie schließlich fragen, in wie weit die kommunale Finanzpolitik Münchens eine Spezifik des Nationalsozialismus aufwies. Dabei gilt es, die inhaltlichen Brüche und Kontinuitäten über die politische Zäsur 1933 hinweg herauszuarbeiten. Nutzte die Stadt ihre Steuerungspotentiale in einer spezifisch nationalsozialistischen Art und Weise? Gab es etwa genuin nationalsozialistische Einnahmequellen oder Ausgabemuster? Lässt sich also letztlich so etwas wie "nationalsozialistische Finanzverwaltung" überhaupt nachweisen?