Historisches Seminar
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Konvivenz im normannischen Königreich Sizilien am Beispiel der Stadt Palermo (Arbeitstitel)

Dissertationsprojekt von Theresa Bachhuber

Betreuer: Prof. Dr. Eva Haverkamp

 

Bei dem Begriff „Konvivenz“ handelt es sich um die deutsche Übersetzung des spanischen convivencia. Abgeleitet vom lateinischen convivere (zusammenleben), bezieht er sich auf die Beschreibung des Zusammenlebens von mehreren religiösen Gemeinden. Das Konzept geht zurück auf Américo Castro, der es 1948 als eine friedliche und gleichberechtigte Koexistenz auf der iberischen Halbinsel vom siebten bis ins siebzehnte Jahrhundert beschrieb. In den nahezu 80 Jahren, die seit seiner Konzeption vergangen sind, wurde es zurecht als Verzerrung und Simplifizierung von komplexen interreligiösen Interaktionen bezeichnet und kritisiert. Daher ist für diese Dissertation „Konvivenz” nach Daniel König (2022) als hierarchisierter religiöser Pluralismus zu verstehen, in dem den Religionsgruppen unterschiedliche Rechte und Pflichten auferlegt wurden.
Die Untersuchung eben jenes religiösen Pluralismus in Palermo zwischen 1130-1189 steht im Zentrum dieses Promotionsvorhabens. Juden, Muslime, griechische und lateinische Christen lebten zwar bereits vor der Gründung des Königreiches 1130 in Palermo, und auch nach dem Tod König Wilhelms II. blieb die religiöse Vielfalt der Stadt erhalten, dieser Zeitabschnitt ist aber dennoch von großer Bedeutung, da Roger II. sich für die Politik des populus trilinguis entschied und die bestehenden Rechtstraditionen der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen respektierte. Die Untersuchung der wirtschaftlichen, religiösen und sozialen Räume sowie der individuell rechtlichen Stellung der jeweiligen Gruppen soll Aufschluss geben, wie sich das Zusammenleben in der sizilianischen Hauptstadt gestaltete. Hierfür muss zunächst Grundlagenforschung anhand eines breiten Fundus an lateinischen, griechischen, arabischen und judäo-arabischen Quellen in Form von Inschriften, Münzen, Gedichten, Reiseberichten und Urkunden erfolgen.