Historisches Seminar
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Fragile Demokratie. Regierungspersonal und -techniken in Bayern, 1924-1933.

Dissertationsprojekt von Anna Lehner

Betreuer: Prof. Dr. Ferdinand Kramer

 

Im ersten Freistaat Bayern verdichteten sich zwischen 1924 und 1933 mehrere Entwicklungen, die sich in der Weimarer Republik insgesamt beobachten lassen: Es kam zu einer Phase relativer Stabilisierung, die sich hier besonders auffällig durch die personelle Kontinuität innerhalb der Landesregierung andeutete. Gleichzeitig bildeten Parteien, die sich durch grundsätzliche Ablehnung des Weimarer Parlamentarismus auszeichneten, durchgehend die Regierungskoalitionen. Nach dem Koalitionsaustritt des Bauernbundes im Juli 1930 regierte das verbleibende rechtskonservative Bündnis aus BVP und DNVP schließlich geschäftsführend weiter - ohne parlamentarische Mehrheit und mithilfe von Notverordnungen. Den scheinbaren Widerspruch aus vergleichsweise langer Regierungszeit bei gleichzeitiger Opposition der Regierenden zum Weimarer Parlamentarismus möchte ich als Beitrag zur politischen Kulturgeschichte analysieren. Im Fokus meines Dissertationsprojekts steht das Regierungshandeln der Landesregierung in Bayern. Die Regierungsversuche gingen allerdings nicht allein von der Landesregierung in München aus, sondern auch von kommunalen und zivilgesellschaftlichen Gruppen und Einzelpersonen, die um die spezifischen Verhältnisse ihrer Aktionsfelder wussten und mit diesen hantierten, um Kontrolle über ihre Umgebungen und sich selbst zu gewinnen. Solche Bemühungen, die weit mehr umfassten als die regulären behördlichen Wege, werden hier in Anlehnung an Michel Foucaults Überlegungen zur Gouvernementalität Regierungstechniken genannt. Staatlichkeit in Bayern während der Weimarer Republik soll so als Ergebnis der spannungsreichen Dynamik von Regierungstechniken verschiedener gesellschaftlicher Akteur:innen analysiert werden.