Historisches Seminar
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Konkurrenz der Disziplinen: Die Aushandlung von Deutungshoheiten zwischen Bio- und Sozialwissenschaften, ca. 1960-1980 [Arbeitstitel]

Dissertationsprojekt von Cora Stuhrmann

Betreuerin: Prof. Dr. Kärin Nickelsen

 

Im Zentrum des Projekts steht die Debatte um die Soziobiologie, die im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts prominent in Wissenschaft und Öffentlichkeit ausgetragen wurde; es versteht sich dabei als Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte, in zweiter Linie auch zur Zeitgeschichte. Innerhalb des Köln/Münchner Verbunds „Konkurrenzkulturen“ verstärkt es den Standort München um ein weiteres wissenschaftsbezogenes Vorhaben. In dem Projekt wird die Soziobiologiedebatte als Bei-spiel für Konkurrenzkulturen in der Wissenschaft analysiert. Konkret ging es in dieser Debatte um die Deutungshoheit über menschliches Sozialverhalten. Der Anspruch der Sozialwissenschaf-ten auf diesem Gebiet wurde 1975 von E.O. Wilsons Monographie „Sociobiology. A New Synthe-sis“ herausgefordert. „Sociobiology” wurde als Abwertung der Sozialwissenschaften gegenüber der Evolutionsbiologie verstanden, indem die biologischen Ursachen menschlichen Verhaltens als pri-mär und deutlich wichtiger dargestellt wurden als die „sozialen“ Ursachen, mit denen sich Soziolo-gie, Anthropologie oder Psychologie beschäftigten. Dies führte zu einer scharfen Debatte zwischen verschiedenen Disziplinen, die sich zu einem Konkurrenzkampf um die Gunst der öffentlichen Mei-nung entwickelte. Das Projekt wird herausarbeiten, welche Strategien wissenschaftlichen Konkur-renzverhaltens hierbei zum Tragen kamen und welchem Wandel sie unterlagen. Dynamiken des boundary work sind dabei ebenso im Blick wie die komplexe Wechselbeziehung zwischen Wissen-schaft und Öffentlichkeit im späten 20. Jahrhundert.