Historisches Seminar
print


Navigationspfad


Inhaltsbereich

Reichtum und Macht in Frühneuzeitlichen Städten - München und Prag im Vergleich mit Nürnberg und Augsburg (1550-1650)

Dissertationsprojekt von Helena Zimmermann

Betreuer: Prof. Dr. Martin Schulze Wessel

 

Dem Projekt liegt ein Postulat der historischen Forschung zugrunde, wonach es zu Beginn der Frühen Neuzeit in mitteleuropäischen Städten zu einem deutlichen Strukturwandel ihrer Eliten gekommen sei: Während im Mittelalter politische, ökonomische und geistlich-kulturelle Führungspositionen noch eng miteinander verbunden waren, kam es seit dem 16. Jahrhundert zu ihrer allmählichen Trennung. Diese Vorstellung geht aber in erster Linie von der Situation in großen Reichsstädten aus, die in der historischen Forschung lange Zeit im Mittelpunkt des Interesses standen. Wenn man dazu noch bedenkt, welche große Rolle in der frühneuzeitlichen Gesellschaft die verwandtschaftlichen Beziehungen gespielt haben, ist die pauschale Behauptung von einem allgemeinen Strukturwandel der Eliten grundsätzlich auf ihre Richtigkeit zu prüfen.

Gegenstand der Dissertation bildet deswegen die Analyse der Beziehungen zwischen den politischen und den ökonomischen Eliten in vier in ihrer Gestalt und Entwicklung unterschiedlichen Städten des Heiligen Römischen Reiches. Das Hauptinteresse gilt zwei in dieser Hinsicht bisher weitgehend unerforschten Landesstädten mit der Sonderfunktion einer Residenzstadt – München und Prag. Als Vergleichsebene dienen die Reichsstädte Augsburg und Nürnberg, zu denen bereits zahlreiche Studien vorliegen. Als Untersuchungszeitraum wurden die hundert Jahre zwischen 1550 und 1650 ausgewählt, während denen zumindest in den großen Reichsstädten der Trennungsprozess begonnen hat. Auf der allgemeinen Ebene wird allerdings auch der Zeit davor und unmittelbar danach Aufmerksamkeit geschenkt. Die Themenbereiche des Projektes bilden: 1/ Die Verteilung der politischen Macht und des wirtschaftlichen Potentials in den ausgewählten Städten, 2/ die sozialen Kontakte und Strategien der ökonomischen und der politischen Eliten sowie 3/ die öffentliche Repräsentation der beiden Gruppen am Beispiel von Bürgerhäusern als Projektionsfläche eines möglichen Konkurrenzkampfes um soziales Prestige. Auf diese Weise kann Aufschluss über das tatsächliche Ausmaß des machtpolitischen Wandels und über verschiedene Spielarten gesellschaftlicher Modernisierung in jener Zeit gewonnen werden.