Pagarchen im frühislamischen Ägypten
Dissertationsprojekt von Younes Köhler
Betreuer: Prof. Dr. Matthias Stern
Pagarchen, die sich im Laufe des 5. und 6. Jahrhunderts n. Chr. als zentrale Machtträger im administrativen und fiskalischen Bereich im ländlichen Ägypten behaupteten, spielten auch nach der arabischen Eroberung Ägyptens im Jahr 642 eine Schlüsselrolle in der Verwaltung des Landes. Ein großer Teil des überlieferten papyrologischen Materials des 7. und 8. Jh. n. Chr. stammt aus den Kanzleien dieser Funktionäre, deren Zuständigkeiten sowohl in die "private" als auch die "öffentliche" Sphäre fallen. Zumeist informieren die Papyri über administrative und fiskalische Abläufe, also "öffentliche" Aufgaben der Pagarchen in frühislamischer Zeit – Requisitionen von Naturalien und Arbeitskräften, Besteuerung, Lieferungen von Baumaterial, die Erfassung von steuer- oder arbeitspflichtigen Personen, Korrespondenz mit verschiedenen Verwaltungsinstanzen über Probleme, Konflikte, Verzögerungen usw.
Die papyrologische Evidenz zu den Pagarchen und ihrer Position als Vermittler zwischen dem arabischen Zentrum in der neuen Hauptstadt Fusṭāṭ sowie der nach wie vor christlich geprägten, ländlichen Peripherie bietet einen einzigartigen Einblick in die frühislamische Herrschaftspraxis auf regionaler Ebene. Ziel des Dissertationsprojekts ist es, die Rolle der Pagarchen in der Festigung und Durchsetzung der arabischen Herrschaft in Ägypten zu verstehen und etwaige Veränderungen in der administrativen Praxis nachzuvollziehen. Unter letzterem Punkt sind v.a. Fragen zur Identität der Amttsträger (Araber und Ägypter) und Zentralisierungstendenzen im 8. Jh. zu verstehen.