Historisches Seminar
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Ländliche Armut, Armutswissen und Armutsbekämpfung. Transnationale Entwicklungsarbeit Westdeutschlands in Südostasien in den 1970er und 1980er Jahren

Dissertationsprojekt von Pai-Li Liu

Betreuer: Prof. Dr. Andreas Wirsching

 

Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit dem wissenschaftlichen Wissen über die Armut und die „Unterentwicklung“ im globalen Süden sowie den Praktiken der transnationalen Entwicklungsarbeit Westdeutschlands zur Armutsbekämpfung seit den 1970er Jahren. Insbesondere fokussiert es auf die ländliche Armut und das entwicklungspolitische Engagement westdeutscher Akteure in Südostasien seit den 1970er Jahren.

Die Fragestellung richtet sich erstens an die wissenschaftliche Konzeptbildung von ländlicher Armut und die Verwissenschaftlichung der armutsorientierten Entwicklungspolitik der Bundesrepublik. Wie führte die wissenschaftliche Problematisierung von Armut in ländlichen Gegenden Südostasiens zur Entstehung eines internationalen Handlungsfeldes für die Bundesrepublik Deutschland? Zweitens werden die transnationalen Verflechtungen im Rahmen der "global development" in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts an einzelnen Entwicklungsprojekten zwischen Westdeutschland und den südostasiatischen Ländern, wie etwa Indonesien und den Philippinen, empirisch analysiert. Im Anschluss daran untersucht das Projekt drittens die Reziprozität zwischen Theorie und Praxis der Entwicklungsarbeit. Unter anderem werden die praxisorientierte Wissensproduktion von Entwicklungsexperten und die Theoriebildung zur globalen Armutsbekämpfung in der Dissertation thematisiert.

Als Ergänzung zu und Erweiterung der Diplomatiegeschichte wird darauf abgezielt, die entwicklungspolitischen Beziehungen zwischen Westdeutschland und Südostasien in ihren globalen, nationalen und (trans-)regionalen Zusammenhängen aus wissens- und globalgeschichtlicher Perspektive zu historisieren. Somit trägt das Dissertationsprojekt einerseits bei der Forschung der alten Bundesrepublik dazu bei, nach „deutschen Plätzen in einer zusammenrückenden Welt“ zu suchen. Andererseits lassen sich neue zeithistorische Erkenntnisse für die stark von der Staatsbildung und der Dekolonialisierung geprägte Geschichtsschreibung Südostasiens nach 1945 gewinnen.