Historisches Seminar
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Fragmented Worlds: Informal Communication and Occupation in Polish Borderlands: A Case of East Upper Silesia (1939-1945)

Dissertationsprojekt von Izabela Paszko

Betreuer: Prof. Dr. Andreas Wirsching

 

Unter Bedingungen von Unterdrückung, Ausgrenzung, Terror und wenn man den offiziellen Informationskanälen nicht trauen kann, dann ist es die informelle Kommunikation, die die Informationslücke und die allgemeine Orientierungslosigkeit über das aktuelle Geschehen ausfüllt.
Gerüchte und informelle Kommunikation im Allgemeinen werden zu einem Massenkommunikationsphänomen, das bedeutende soziale und kulturelle Veränderungen innerhalb einer Gesellschaft widerspiegelt. Dies galt auch für die polnische Bevölkerung während des Zweiten Weltkriegs.
Ziel dieses Projekts ist es, zu untersuchen, wie informelle Kommunikationsmittel wie Gerüchte, Straßengespräche und Witze die öffentliche Sphäre prägten, insbesondere unter dem Aspekt der Verbreitung von frühen Informationen über den Holocaust.

Das Projekt ist ein Teil der Forschungsgruppe: “Man hört, man spricht”: Informal Communication and Information “From Below” in Nazi Europe (INFOCOM). INFOCOM ist ein fünfjähriges Verbundprojekt am Leibniz-Institut für Zeitgeschichte (IfZ) und wird von der Leibniz-Gemeinschaft im Rahmen des Programms “‘The Best Minds’ – Leibniz Junior Research Groups” gefördert.
Das Projekt konzentriert sich auf die Region Oberschlesien mit der Anerkennung des Gebiets von Zagłębie Dąbrowskie im südlichen Teil Polens. Nach dem deutschen Einmarsch im September 1939 wurden die westlichen Gebiete Polens - Ostoberschlesien, zu dem auch Zagłębie Dąbrowskie gehörte - in ein erweitertes "Großdeutsches Reich" eingegliedert. Die Bedingungen in diesem Grenzgebiet mit seiner überwiegend polnischen Bevölkerung, der Bergbauindustrie, den kulturell unterschiedlichen Gesellschaften (darunter nicht nur Juden, sondern auch kleine Gruppen von Tschechen, Russen und Mitgliedern der orthodoxen Kirche) und dem nahe gelegenen Konzentrationslager Auschwitz beeinflussten die lokale Dimension des globalen Konflikts.
Meine Forschung füllt eine historiografische Lücke in der Untersuchung der sozialen Dynamik und öffentlichen Meinung in Kleinstädten in annektierten Gebieten. Dieses Projekt zielt darauf ab, das soziale Phänomen von Gerüchten und anderen Arten der informellen Kommunikation (wie Straßenlieder oder Witze) aus einer mikrohistorischen Perspektive zu untersuchen, wobei der Schwerpunkt auf Dokumenten aus erster Hand und lokalen Archiven liegt.