Historisches Seminar
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LMU Forschungspreis: Bisherige Preisträger:innen an der Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften

2023

Sylvia Rose Burgess-Tate, „Fürstenabfindungen in der Weimarer Republik – Die juristische Argumentation”: Sylvia Burgess‐Tate untersuchte in ihrer Bachelorarbeit ein bedeutendes Thema der Weimarer Republik: die juristischen Debatten um Entschädigungen und Enteignungen der deutschen Fürsten. Ihre umfangreiche Arbeit beleuchtet die Veränderungen der juristischen Argumente und deren Auswirkungen auf die Haltung von Juristen gegenüber dem demokratischen Staat. Durch die intensive Analyse von Gesetzen, Verordnungen sowie juristischen und gerichtlichen Gutachten zu vermögensrechtlichen Auseinandersetzungen gelang es der Autorin, die vernachlässigten juristischen Debatten angemessen zu würdigen und damit neue Impulse für die Forschung zu setzen. Die Bachelorarbeit von Sylvia Burgess‐Tate bietet großes Potenzial für weiterführende Projekte, die eine umfassende Untersuchung juristischer Argumente in den einzelstaatlichen Entschädigungsdebatten ermöglichen und somit zu einer rechtshistorischen Tiefenschärfe in aktuellen Diskussionen beitragen können.

2022

Leonie Thea Daumer, „Im Dienste der Wissenschaft? Kritische Untersuchungen zu Rudolf Virchows Wirken als Anthropologe vor dem Hintergrund lokaler Aufarbeitung”: In ihrer Bachelorarbeit befasste sich Leonie Thea Daumer mit dem Mediziner, Anthropologen und Anatomen Rudolf Virchow und legte den Schwerpunkt auf eine Schattenseite des als Begründer der modernen Sozialhygiene gefeierten Professors: seine Rolle bei rassistisch motivierten Kolonialverbrechen, insbesondere der Organisation und Durchführung von Völkerschauen und dem Aufbau einer Sammlung von menschlichen Überresten indigener Bevölkerungsgruppen. Leonie Thea Daumer konnte zeigen, wie Virchow eng mit bekannten Schaustellern zusammenarbeitete und koloniale Machtstrukturen und -netzwerke nutzte, um Angehörige von Völkern aus Übersee illegal nach Europa zu verschiffen, wo sie gewaltsamen Übergriffen ausgesetzt waren und als lebende Ausstellungsstücke krank wurden oder starben. In Daumers Arbeit geht es nicht nur um die Verarbeitung der deutschen kolonialen Vergangenheit, um Zwangsmigration, die Restitution von geraubten Kulturgütern und den Verbleib menschlicher Überreste, sondern auch um den öffentlichen Umgang mit Virchows Nachlass und seiner Rolle im deutschen Kolonialismus.

2021

Camilla Lopez, „Bildnarrative der Samtenen Revolution. Tschechische Dokumentarfotografie als Akteur in der Erinnerungskultur”: Die Studentin Camilla Lopez untersucht in ihrer Masterarbeit „Bildnarrative der Samtenen Revolution. Tschechische Dokumentarfotografie als Akteur in der Erinnerungskultur” Fotografien aus dieser politisch bedeutsamen Zeit in der Tschechoslowakei. Der Begriff „Samtene Revolution” bezeichnet dabei den Systemwechsel des Landes vom Realsozialismus zur Demokratie Ende des Jahres 1989 und spielt darauf an, dass der Wechsel sich binnen weniger Wochen und weitgehend gewaltfrei vollzog. Wie Camilla Lopez in ihrer Arbeit zeigen kann, entwickeln die Fotos und Fotozusammenstellungen aus jener Zeit eine erzählerische Qualität und prägen so die kollektive Erinnerung. Da die Disziplin der Geschichtswissenschaften sich bisher stark auf Texte konzentrierte, ist diese Herangehensweise methodisch innovativ.

2020

Christina Kockerd, „‚Erstmal geht es um Theater‘ – Gegenwärtige organisatorische und ästhetische Auseinandersetzungen mit Inklusion an Münchner Theatern“: Wie steht es in der Münchner Theaterszene um die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN) und des darauf aufbauenden Münchner „Aktionsplans Inklusion“? Dieser brisanten Frage nach Inklusion im Theater geht die Verfasserin Christina Kockerd in ihrer Masterarbeit exemplarisch für fünf Münchner Kulturinstitutionen nach. Dabei untersucht sie sowohl den „Aktionsplan Inklusion“ der Stadt München, die Zielgruppenansprache der jeweiligen Theater sowie die Auseinandersetzung mit Inklusion in einzelnen Bühneninszenierungen. Mit dieser vielschichtigen und interdisziplinären Betrachtungsweise gelangt Christina Kockerd zu einer differenzierten Antwort auf die Frage, welche Inklusionsleistungen verschieden ausgerichtete Theaterinstitutionen vor, auf und hinter der Bühne vollbringen.

2018

Daniela Angelika Lilli, „Alchemisten, ‚[die] den leuten das gelt zimlicher massen abschwetzen könden‘ – Münchner Alchemisten unter Herzog Wilhelm V. von Bayern“: Daniela Angelika Lilli widmet sich in ihrer von Dr. Hubertus Seibert betreuten Masterarbeit der Bedeutung der Alchemie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und führt dies am Beispiel von sieben Alchemisten aus, die am München Hof tätig waren. Durch intensive Forschungsarbeit in Archiven im In- und Ausland gelang es ihr, bisher unbekannte Quellen zu erschließen. Die Auswertung der Quellen ergibt einerseits einen bislang unbekannten Einblick in das berufliche und soziale Umfeld der sieben Protagonisten sowie eine Gesamtschau auf die Alchemie als Wissenschaft dieser Zeit, indem auch soziokulturelle Fragestellungen miteinbezogen In ihrer Arbeit verbindet Frau Lilli daher biographisches Skizzieren mit einer Überblicksdarstellung und leistet somit einen wesentlichen Beitrag zu einem noch jungen Forschungsfeld.

2017

Cordula Bauer, "Die diplomatische Karriere zwischen Selbstprofilierung und Organisationsselektion: Hubert de Folard als envoyé extraordinaire am Münchner Hof (1756-1776)": Cordula Bauer untersuchte in ihrer Masterarbeit des deutsch-französischen Masterstudiengangs Geschichte in Kooperation mit der Université Panthéon-Sorbonne (Paris I) die zwanzigjährige Dienstzeit (1756-1776) des französischen Diplomaten Hubert de Folard am Münchner Hof. Dabei nimmt sie vor allem die Karrierebestrebungen des Gesandten ins Visier und widmet sich den sich daraus ergebenden Allianzen, Spannungen und Interaktionen innerhalb des Staatsdienstes. Der LMU-Studentin gelingt es anhand der Aufzeichnungen und Schreiben Hubert de Folards, die Funktionsweise einer frühneuzeitlichen Organisation zu durchdringen und anschaulich darzustellen. Ihre Erkenntnisse basieren auf außerordentlich intensiven Archivrecherchen in Deutschland und Frankreich sowie Auswertungen, in deren Verlauf disparate Quellenmaterialien erkenntnisfördernd zueinander in Beziehung gesetzt wurden. Die Arbeit leistet wesentliche Beiträge zur Erforschung der Sozial- und Alltagsgeschichte des Politischen, insbesondere zur Erforschung frühneuzeitlicher Einrichtungen und Behörden sowie der Karrierewege und -planungen einzelner Amtsträger. Ein Anschlussprojekt zum Thema ist bereits in Planung. Cordula hat in einem hochkompetitiven Auswahlverfahren einen contrat doctoral an der Sorbonne (Paris I) erhalten.

2016

Hannes Pichler, "Freundschaft der mutigen Tat: Franz Josef Strauß und Israel. Eine biographische Studie zur Frühphase der deutsch-israelischen Beziehungen": 1957 kam es in der bayerischen Provinz zu einem geheimen Aufeinandertreffen zweier Persönlichkeiten, das die Beziehung der Bundesrepublik Deutschland zum Staat Israel entscheidend verändern sollte. Shimon Peres (1923 – 2016) war an den damaligen Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauß (1915-1988) herangetreten, um Hilfe für den jungen israelischen Staat zu erbitten. Hannes Pichler gelingt es in seiner herausragenden Abschlussarbeit, neue Aspekte der deutsch-israelischen Beziehungen und der bundesdeutschen Israel- und Nahostpolitik aufzuzeigen. Die Erkenntnisse basieren vorwiegend auf ehemals klassifizierten Dokumenten, im Zuge von durch Lehre@LMU geförderten, mehrwöchigen Archivaufenthalten in Berlin und Freiburg im Breisgau. Die Sperrfrist der Akten lief exakt zu Beginn der Recherchen ab, was bahnbrechende neue Erkenntnisse ermöglichte. Hannes Pichler erhielt auf der Grundlage seiner mit diesem Projekt gewonnen Erkenntnisse bereits ein Anschlussstipendium des Israel Institute, Washington D.C., welches ihm gegenwärtig einen einjährigen Forschungsaufenthalt am Institute for National Security Studies (INSS) in Tel Aviv ermöglicht.

2015

Magdalena März, "(Bau-)Geschichte von Schloss Zellereit bei Wasserburg am Inn": Die Arbeit wurde als Bachelorarbeit im Fach Kunstgeschichte verfasst und behandelt die Baugeschichte und Geschichte von Schloss Zellereit bei Wasserburg am Inn mit einem besonderen Fokus auf der Epoche der Spätrenaissance. Die Arbeit glänzt mit einer in diesem Rahmen leider sonst eher unüblichen interdisziplinären Breite unter Einbeziehung vor allem geschichtswissenschaftlicher und bauarchäologischer Kontexte und wurde mit dem Geschichtspreis der Stadt Wasserburg ausgezeichnet. Eine Veröffentlichung der Ergebnisse in der renommierten fachrelevanten Zeitschrift "Burgen und Schlösser" wurde angeregt, weitere Veröffentlichungen sind geplant.

2014

Lilly Maier, "Ein Leben nach dem Kindertransport - Eine Betrachtung von längerfristigen Nachwirkungen der Kindertransporte unter Einsatz von Zeitzeugen-Interviews mit amerikanischen Holocaust-Überlebenden": Die Bachelorarbeit von Lilly Maier beschäftigt sich mit den Kindertransporten, die in der Holocaust-Forschung lange unbeachtet geblieben sind. Sie stellt die Folgen und Nachwirkungen dieser Transporte in den Mittelpunkt ihrer Arbeit und hat dazu 13 Zeitzeugen interviewt. Sie konnte dabei bis heute nachwirkende Loyalitätskonflikte zwischen Pflegefamilien und leiblichen Familienmitgliedern finden sowie eine „Traumaübertragung“ von den Eltern auf ihre Kinder feststellen.

2012

Yvette Michelfelder wurde für ihr Projekt „Im ewigen Kreislauf. Differenz, Wiederholung, Simulacrum. Evolutionsbiologische und philosophische Aspekte in René Polleschs Ping Pong d‘Amour“ ausgezeichnet. Mit ihrem interdisziplinären Ansatz in dieser Bachelorarbeit wagt sich die Studentin über tradierte Konzepte und Analysemethoden in der Theaterwissenschaft hinaus. Ein originelles Thema wurde so mit innovativen Methoden behandelt, zudem können interdisziplinäre Anschlussprojekte avisiert werden.